Bild-Icon dieser Ausstellung

Werner Tübke: »Frühbürgerliche Revolution in Deutschland«

Die 1:10 Fassung des Bauernkriegs-Panorama von Bad Frankenhausen
Werner Tübke,  Entwurf für das ›Bauernkriegs-Panorama‹
Werner Tübke,
Entwurf für das ›Bauernkriegs-Panorama‹

1:10 Fassung
Mischtechnik auf Holz, 139 x 250 cm
Detail Tafel 1
Werner Tübke, Entwurf für das ›Bauernkriegs-Panorama‹
Werner Tübke,
Entwurf für das ›Bauernkriegs-Panorama‹

1:10 Fassung
Mischtechnik auf Holz, 139 x 250 cm
Detail Tafel 2
Werner Tübke, Entwurf für das ›Bauernkriegs-Panorama‹
Werner Tübke,
Entwurf für das ›Bauernkriegs-Panorama‹

1:10 Fassung
Mischtechnik auf Holz, 139 x 250 cm
Tafel

Die Berliner Nationalgalerie ist im Besitz der Original–Entwürfe für das berühmte Panoramabild in Bad Frankenhausen (Thüringen). In der bereits sehr imposanten 1:10 Fassung des Bildes hatte Tübke alle Szenen für das Bauernkriegs–Epos entwickelt. Es sind fünf einzelne Holztafeln, die ursprünglich ein einziges Bild ergaben und die dem Künstler als Vorlage dienten für die Malerei im großen, schwer zu überblickenden Format. Alle Personen und Geschehnisse, alle Details des Panoramabildes von Frankenhausen sind in den fünf Entwürfen vollständig angelegt. Und die Gesamtlänge der fünf Tafeln von über 13 Metern lassen die beeindruckende Monumentalität von Frankenhausen bereits erahnen.

Werner Tübke zielt mit seiner ausdrucksstarken Malerei, seiner Virtuosität und seiner Erzählfreude auf die Fantasie und die Assoziationsbereitschaft des Betrachters, und bezieht sich dabei jedoch konkret auf alle historischen Fakten. Vielschichtig und geradezu detailversessen erzählt das Monumentalbild die verschiedenen Stationen und Ereignisse des Krieges und spiegelt darüber hinaus die stark divergierenden sozialen Zustände der dargestellten Gesellschaft.

Die erste Tafel, die eine Winterlandschaft und den Turmbau zu Babel zeigt, lenkt den Blick auf die kirchlichen, gesellschaftlichen und moralischen Missstände der Umbruchszeit. Das Symbol des Fisches aus einer Prophetie des Jahres 1523 und der predigende Thomas Müntzer kündigen die kommenden Veränderungen an. Die Schlacht bei Frankenhausen von 1525 ist Thema der zweiten Tafel. Das Kampfgetümmel wird vom Hoffnungszeichen des Regenbogens überwölbt, während am unteren Bildrand der »Lebensbrunnen« mit großen Persönlichkeiten der Zeit wie Luther, Erasmus, Cranach oder Dürer zu sehen sind.Neben dem göttlichen und dem weltlichen Strafgericht werden auf der dritten Tafel die Gegensätze zwischen dem adligen Stand und dem einfachen Volk in drastischen Beispielen vergegenwärtigt. Von den bedeutenden Erfindungen der Zeit zeugen die Ansichten von Druckerwerkstatt und Schöpfwerk. Eine große Wiese ist auf der vierten Tafel Schauplatz verschiedener Allegorien der Zeit, wie dem gestrandeten Schiff der verarmten Handwerker oder der aufreißenden transparenten Weltkugel. Auf der fünften und letzten Tafel wird schließlich in der oberen Bildhälfte die Entstehung der Welt dargelegt, während die untere Bildhälfte von weiteren Auswirkungen des Bauernkrieges berichtet. Hiermit schließt sich der Kreis vom Anfang der Welt bis zu deren (vorläufigen) Ende im Bauernkrieg und verweist damit einmal mehr auf die mythische, überzeitliche Dimension der Malerei von Tübke.

Schon der Entwurf des Monumentalwerks fand bei der ersten Präsentation in der nationalen und internationalen Öffentlichkeit große Beachtung. Obwohl die Urteile über das Werk sehr unterschiedlich waren, konnte man sich seiner Wirkung nicht entziehen. So sprach beispielsweise Günter Grass früh davon, dass das Werk »...ob es vollendet werden kann oder nicht, einen Maßstab setzen wird«. Heute können die Entwürfe für das Bauernkriegs–Panorama Frankenhausen längst als ein herausragendes Zeugnis deutscher Kunstgeschichte gelten. Zugleich ermöglichen sie in einzigartiger Weise eine Auseinandersetzung mit den Kunstvorstellungen und der Kunstpolitik in Ostdeutschland nach 1945.

Zur Homepage: Nationalgalerie

Bitte beachten: Dieses Angebot steht im Rahmen des Föderalen Programms nicht mehr zur Übernahme zur Verfügung.

Ein Service der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
© Copyright bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz