DAS FÖDERALE PROGRAMM – Stand: 2020

Ein buntes Kleid für Josef

Biblische Geschichten auf Wirkereien aus dem Museum für Byzantinische Kunst

Borte mit einer Darstellung der Kundschafter
Ägypten, 7.-10. Jahrhundert, Wolle und Leinen, Museum für Byzantinische Kunst Inv. 6848. © Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin, Foto: Antje Voigt

Runder Besatz mit einer Darstellung der Anbetung der Magier
Ägypten, 7.-10. Jahrhundert, Wolle und Leinen, Museum für Byzantinische Kunst Inv. 4614. © Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin, Foto: Antje Voigt

Zierstreifen mit Szenen aus der Josefsgeschichte
Ägypten, 7.-10. Jahrhundert, Wolle und Leinen, Museum für Byzantinische Kunst Inv. 4609. © Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin, Foto: Antje Voigt

Seit 2008 finden im Bode–Museum in den Räumen des Museums für Byzantinische Kunst in regelmäßigen Abständen Kabinett–Ausstellungen statt. Ausgewählte Objekte aus dem Sammlungsbestand werden hierbei unter einem bestimmten thematischen Schwerpunkt oder aus wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive beleuchtet und erforscht. Die Ergebnisse werden in einem kleinen Begleitbuch publiziert.

Aus der bisherigen Ausstellungsreihe bietet sich für das Förderale Programm die Präsentation "Ein buntes Kleid für Josef. Biblische Geschichten auf Wirkereien aus dem Museum für Byzantinische Kunst, Berlin" (Bode–Museum, Mai 2008 bis März 2009) an.

Die Wirkereien datieren in das 7.–10. Jahrhundert n. Chr. und stammen aus Ägypten. Dort haben sich bedingt durch das trockene, heiße Wüstenklima, das sich konservierend auswirkt, wie nirgends sonst Textilien und andere organische Materialien aus der antiken Welt in großen Mengen erhalten. Das Museum für Byzantinische Kunst besitzt eine der umfangreichsten Textilsammlungen aus dieser Epoche weltweit. Darunter befindet sich eine besondere Gruppe von bunten Wirkereien mit Szenen aus der Geschichte des Patriarchen Josef, die im alttestamentlichen Buch Genesis erzählt wird. Sie bildet den Kern der Ausstellung. Als tugendhafter Held wurde Josef von Juden, Christen und Muslimen gleichermaßen verehrt. Episoden aus dem Leben sind bereits in spätantik–frühchristlicher Zeit auf vielen Kunstdenkmälern, besonders in der Buchmalerei festgehalten. Hier zeigen sich auch die deutlichsten Parallelen zu den Textilbildern, denn sie verbindet vor allem das zeichnerische Element der Motive. Während dem Kopisten in der Buchmalerei genügend Raum für eine ausführliche Wiedergabe der Geschichte zur Verfügung stand, da er beliebig viele Seiten hinzufügen konnte, ist die Bildfläche auf einem Gewebe von vornherein begrenzt. Das führt dazu, dass Szenen komprimiert wurden und daher nicht immer sofort und oft nur im Vergleich mit anderen Denkmälern zu verstehen sind. Auf den Wirkereien, die einst zum Schmuck von Tuniken dienten, nimmt die Geschichte Josefs in farbenfrohen, figurenreichen und lebendigen Bildern Form an. Die Art und Weise der Darbietung ist durchaus mit heutigen Comicstrips vergleichbar und daher für den gegenwärtigen Betrachter von besonderem Reiz.

Biblische Themen kommen in der ägyptischen Textilkunst überraschenderweise erst in der Zeit nach der arabischen Eroberung des Landes um das Jahr 640 n. Chr. vermehrt vor. Neben der Josefsgeschichte erfreuten sich auch Episoden aus dem Leben Davids nach dem ersten Buch Samuel oder neutestamentliche Szenen aus dem Leben Christi besonderer Beliebtheit. Auch hiervon wird eine Auswahl präsentiert und erläutert.

Zur Homepage: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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